Band 11, Doppelheft 1 + 2, Oktober 2016, 272 Seiten
der Zeitschrift Hypnose – Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie (Hypnose-ZHH)
Inhaltsangabe
- Anthony D. Kauders
Familienähnlichkeiten: Charisma und Hypnose als Beziehungsgeschichten - Björn Husmann
Die letzten und die ersten Tage…» Licht- und Schattenseiten der beruflichen Vita von Johannes Heinrich Schultz vor und nach 1945 - Uwe Schellinger
Öffentliche Hypnosevorführungen im Nationalsozialismus: Das Beispiel Baden - Burkhard Peter
Hatten die Nazis etwas gegen Hypnose? - Ludwig Mayer
Zur Phänomenologie des Hypnotismus (1936) - Christoph Sollmann
Die Methode des verdeckten Ankerns in der Hypnose und wie sie in der klinischen Praxis angewandt wird - Maria Hagl
Studien zur Wirksamkeit von Klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2015 - Emilia Geiger, Burkhard Peter, Tanja Prade und Christoph Piesbergen
Intelligenz und hypnotische Suggestibilität: Gibt es einen Zusammenhang? - Burkhard Peter und Charlotte Lenhard
Hat die Psychoanalyse die Hypnose verdrängt? Eine quantitative Untersuchung anhand der Publikationsraten 1884 bis 1969 - Hansjörg Ebell
„Resonanz“. Bei langjährig chronifizierten Schmerzen braucht es einen Wechsel der Perspektive - Ein Fallbericht
Abstracts
Anthony D. Kauders
Familienähnlichkeiten: Charisma und Hypnose als Beziehungsgeschichten
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 7-25
In seiner Beschreibung der Unterschiede zwischen Zustands- und Nichtzustandstheorien innerhalb der Hypnoseforschung differenziert der Sozialpsychologe Theodore Sarbin zwischen ‚happenings’ und ‚doings’. Der Beitrag greift diesen Gegensatz auf, um Parallelen zwischen dem Gebiet der Hypnose und der Erforschung von Hitlers Charisma zu untersuchen. Ähnlich wie in der frühen Hypnoseforschung dominierte lange Zeit eine problematische Gegenüberstellung die Literatur. Erklärten einige Forscher, Hitlers ‚Charisma’ sei seiner außergewöhnlicher Persönlichkeit oder der Propagandamaschinerie des Dritten Reiches geschuldet, argumentieren andere, die Deutschen hätten ihm allerhand Fähigkeiten zugeschrieben und ihre Hoffnungen auf eine nicht besonders beeindruckende Figur projiziert. Im ersten Fall („sehen heißt glauben“) habe Hitler bzw. die Inszenierung seiner Person die Beziehungsgeschichte dominiert, im zweiten („glauben heißt sehen“) hätten die Wünsche, Erwartungen und Fantasien der Anhänger dessen charismatische Herrschaft geschaffen. Diese entgegengesetzten Positionen werden zunächst untersucht. Danach wird mit Hilfe neuerer Ansätze aus der Hypnoseforschung, welche die Interaktion zwischen Hypnotiseur und Hypnotisanden als Vertrag oder Beziehung deuten, über mögliche neue Ansätze zur Erforschung von Charisma spekuliert.
Schlüsselwörter: Charisma, Hitler, Hypnose, Sozialpsychologie, Massenpsychologie
Björn Husmann
«Die letzten und die ersten Tage…» Licht- und Schattenseiten der beruflichen Vita von Johannes Heinrich Schultz vor und nach 1945
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 26-70
Im Fokus dieses Artikels steht die berufliche Biografie von Prof. Dr. Dr. h.c. J. H. Schultz, der im Allgemeinen vor allem als Begründer des Autogenen Trainings (AT) bekannt ist. Weniger bekannt sind seine Einflüsse auf die Professionalisierung der Psychotherapie im deutschsprachigen Raum zwischen Anfang des 20. Jahrhunderts und den späten 1960er Jahren. Schwerpunkt dieses Artikels ist sein Wirken 1933 bis ca. 1955 in Hinblick auf Hypnose, mittelbar aber auch bezogen auf AT und die damalige sog. «neue deutsche Seelenheilkunde». Ausgehend von einer Gesamt-Bibliografie (Husmann, 2015) wird dazu einleitend zunächst seine Arbeit mit Hypnose vor 1933 dargestellt. Anschließend werden exemplarische Veröffentlichungen aus der NS-Zeit referiert, die Hinweise auf die damalige Rolle der Hypnose, des ATs sowie anderer psychotherapeutischer Methoden und auf Schultz diesbzgl. Positionierung geben. Dabei wird auch die Beziehung der «neuen deutsche Seelenheilkunde» zur Eugenik bzw. Euthanasie beleuchtet. Abschließend werden Schultz’ beruflichen Aktivitäten in der Nachkriegszeit wiederum anhand von exemplarischen Veröffentlichungen skizziert, wobei auch die wenig kritische (Selbst-) Reflexion seiner Karriere in der NS-Zeit thematisiert wird.
Schlüsselwörter: Johannes Heinrich Schultz, Hypnose, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, Autogenes Training, «neue deutsche Seelenheilkunde», Psychotherapiegeschichte, medizinisch-psychotherapeutische Ganzheitsauffassungen
Uwe Schellinger
Öffentliche Hypnosevorführungen im Nationalsozialismus: Das Beispiel Baden
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 71-97
Der Beitrag nimmt anhand eines regionalgeschichtlichen Zugangs – es werden die Diskussionen im Land Baden betrachtet – die Auseinandersetzung der Behörden mit der öffentlichen Hypnose in der Zeit des Nationalsozialismus in den Blick. Die regionalen badischen Behörden im NS-Staat griffen in ihrer grundsätzlichen Ablehnung öffentlicher Hypnosevorführungen auf frühe Erlasse aus der Zeit des Kaiserreichs zurück. Man versah die eigenen Anordnungen mit keinerlei eindeutigen ideologischen Konnotationen, so dass eine Kontinuität von den 1880er Jahren bis in die 1930er Jahren festzustellen ist. Besonders in den Fokus gerieten im badischen Raum die öffentlichen Auftritte des aus dem Elsass stammenden Bühnen-Hellsehers und Schauhypnotiseurs „Rolf Sylvéro“ (eigentlich Eduard Neumann). Aufgrund neuer Anordnungen (z.B. einem Erlass vom 15.5.1933) hatte „Sylvéro“ die Absicht, sich in den 1940er Jahren vom Okkultisten zum Okkultismus-Bekämpfer zu wandeln, er scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben an den misstrauischen NS-Behörden. Da Hypnosepraktiken in den Diskussionen über paranormale bzw. ‚okkulte‘ Fähigkeiten wie Hellsehen, Präkognition und Telepathie kontinuierlich eine Rolle spielten, setzte sich auch in der NS-Zeit eine Wahrnehmung fort, welche die Hypnose in direkter Verbindung mit dem Bereich des Okkultismus sah. Die Verknüpfung insbesondere der Schauhypnose mit dem Okkultismus führte dazu, dass die Hypnose und ihre Vertreter auch in dem Moment in den Blick gerieten, als das NS-Regime im Juni 1941 eine groß angelegte „Aktion gegen Geheimlehren und so genannten Geheimwissenschaften“ in Gang setzte. Bei dieser Razzia wurden auch in Baden zahlreiche Einzelpersonen drangsaliert und unter anderem auch deren Privatbibliotheken konfisziert. Unter den beschlagnahmten Buchbeständen befanden sich zahlreiche Titel zur Hypnose bzw. zum Hypnotismus. Die vergleichsweise dünne Basis amtlicher Quellen zur Hypnose in der NS-Zeit erlaubt aktuell noch keine abschließende Wertung. Empfohlen werden deshalb vor allem Studien zur Lebenswelt und zum Schicksal einzelner Akteure und Hypnose-Praktiker. Hierdurch lässt sich möglicherweise mehr über die Duldung oder das Verbot der Hypnose in der NS-Zeit in Erfahrung bringen.
Schlüsselwörter: Okkultismus, Nationalsozialismus, Schauhypnose, Rolf Sylvéro, „Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften“ („Sonderaktion Heß“)
Burkhard Peter
Hatten die Nazis etwas gegen Hypnose?
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 99-134
In verschiedenen Publikationen und in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen wurde der Nationalsozialismus mit Hypnose und Suggestion in Verbindung gebracht. Bekannt ist, dass die Nationalsozialisten einige Hypnotiseure verfolgt bzw. ins KZ verbracht haben. Hieraus könnte man schließen, dass sie alle öffentliche Beschäftigung mit Hypnose zu unterdrücken suchten um zu verschleiern, dass sie selbst Meister der Hypnose und Suggestion waren. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurde relevante Literatur gesichtet sowie weitere Quellen überprüft wie z.B. die NS-Presseanweisungen, die Tagebücher von Joseph Goebbels und ein Teil der Mitgliederdatei des „Göring-Institutes“. Als Ergebnis dieser Nachforschungen kann festgestellt werden, dass die Nationalsozialisten nichts Grundsätzliches gegen Hypnose hatten; wissenschaftliche und klinische Hypnose blieben von ihnen unbehelligt, wurden teilweise sogar gefördert. Wohl aber bekämpften sie in zwei großen Wellen 1937 und 1941 die Laien- und Bühnenhypnose – allerdings auch nur im Zusammenhang mit ihrem allgemeinen Kampf gegen den Okkultismus. Weil Hypnose seit Mesmers Zeiten eng mit Okkultismus verknüpft ist, kann das Verbot von Laien- und Bühnenhypnose als „Kollateralschaden“ dieses Kampfes angesehen werden.
Schlüsselwörter: Hypnose, Suggestion, Okkultismus-Kampf, Nationalsozialismus
Ludwig Mayer
Zur Phänomenologie des Hypnotismus (1936)
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 135-156
Der Facharzt für Nerven- und Geisteskrankheiten in Heidelberg, Dr. Ludwig Mayer, war 1936 hauptverantwortlich beteiligt an der Produktion zweier Lehrfilme der „Reichsstelle für Unterrichtsfilm“ (RfdU), zu denen er auch schriftliches Begleitmaterial verfasste. Der Begleittext zu dem Film “Versuche zur forensischen Bedeutung der Hypnose” ist im letzten Band dieser Zeitschrift Hypnose-ZHH 2015 schon abgedruckt worden. Hier folgt nun der Begleittext zu dem Film “Zur Phänomenologie der Hypnose”. In Film und Text versucht Mayer, einen allgemeinen Überblick über verschiedene Aspekte des Hypnotismus zu geben: Bewusstseinszustand von Hypnotisierten, Induktionsmethoden, Hypnosestadien, Rapport und v.a. verschiedene physiologische, affektive, motorische und kognitive hypnotische Phänomene. Seine Position 1936 entspricht dabei jener, welche Liégeois in extremer Form schon 1884 vertreten hatte. Mit dieser Position und seinen Erfahrungen als Sachverständiger im Heidelberger Hypnoseprozess 1936 musste er zwangsläufig folgern: Ein Verbrechen in Hypnose ist möglich. (Siehe hierzu den letzten Band Nr. 10 dieser Zeitschrift Hypnose-ZHH 2015, in welchem dieser Prozess ausführlich diskutiert wurde.)
Schlüsselwörter: Hypnose, freier Wille, Willenlosigkeit, Verbrechen
Christoph Sollmann
Die Methode des verdeckten Ankerns in der Hypnose und wie sie in der klinischen Praxis angewendet wird
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 157-175
Die hier beschriebene Methode des verdeckten Ankerns stellt eine Erweiterung – oder Ergänzung – des hypnotherapeutischen Behandlungsplans dar. Verdecktes Ankern als Kombination aus Hypnose, NLP und Aversionstherapie wurde bereits in der Behandlung von Süchten wie Rauchen und bei übermäßigem Alkoholkonsum wirksam eingesetzt. Auch in der Behandlung negativer Essgewohnheiten, wie zum Beispiel bei dem unkontrollierten Konsum von Süssigkeiten und bei hartnäckigen Gewohnheiten wie Nägelkauen, zeitigte die Technik Erfolg. Die Implementierung der Methode erfordert sorgfältige Vorbereitung, verbunden mit der Beachtung von Indikationen und Gegenindikationen. Ferner ist der Therapeut dazu verpflichtet, den Klienten oder Patienten mündlich wie schriftlich aufzuklären. Die Anwendung der Methode erfordert solide Kenntnisse hypnotherapeutischer Verfahren. Es wird beschrieben, wie Elemente aus der Aversionstherapie eingesetzt werden und wie das Konzept des Ankerns, bekannt aus dem NLP, erweitert wird um die Definition des Begriffs „verdeckt“ (covert). Die Technik unterscheidet sechs Stufen: Etabliere einen Anker (1); bilde einen Kernsatz (2); entwickle eine neutrale Geschichte und webe den Kernsatz ein (3); präsentiere dem Klienten die neutrale Geschichte (4); feuere den Anker (5); Future Pacing und/oder posthypnotische Suggestion (6). Zur Erläuterung des Vorgehens wird neben einer Reihe von weiteren Beispielen eine Fallvignette präsentiert. In der Fallvignette wird die Behandlung exzessiven Alkoholkonsums mit der Technik des verdeckten Ankerns beschrieben.
Schlüsselwörter: Ankermethode (verdeckt), Alkoholabusus, Aversionstherapie, klinische Hypnose, direkte vs. indirekte Methoden, Neurolinguistisches Programmieren
Maria Hagl
Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2015
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 177-189
Im Auftrag der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose erfolgt jährlich eine systematische Literatursuche zu publizierten randomisierten kontrollierten Studien (randomized controlled trials; RCTs) und Meta-Analysen, die sich mit der Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie befassen. Fünf randomisierte bzw. quasi-randomisierte Studien mit Publikationsjahr 2015 wurden identifiziert. Die unterschiedliche methodische Qualität der vorliegenden Arbeiten unterstreicht zusammen mit den Befunden der aktuellen Meta-Analysen erneut die Wichtigkeit der heutigen Standards zur Durchführung und Publikation aussagekräftiger Studien (z. B. CONSORT). Derzeit sind zahlreiche RCTs in den entsprechenden Registern angemeldet, deren Ergebnisse in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Dies ist mehr als begrüßenswert, denn in praktisch allen Indikationsbereichen sind weitere, methodisch sorgfältig durchgeführte Studien nötig.
Schlüsselwörter: Hypnose, Hypnotherapie, Wirksamkeit, Psychotherapieforschung, randomisierte kontrollierte Studien, RCT.
Emilia Geiger, Burkhard Peter, Tanja Prade und Christoph Piesbergen
Intelligenz und hypnotische Suggestibilität: Gibt es einen Zusammenhang?
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 191-209
Ende der 1960er Jahre endete die Suche nach Zusammenhängen zwischen hypnotischer Suggestibilität und Intelligenz. Die Ergebnisse aus den 30 Jahren zuvor sind teilweise widersprüchlich und insgesamt nicht sehr überzeugend, sodass sich offensichtlich die Meinung durchsetzte, es gäbe keinen Zusammenhang. 92 Gymnasiasten und acht Realschüler im Alter von 15 bis 19 Jahren wurden mit dem I-S-T 2000 R hinsichtlich Intelligenz und mit der HGSHS:A bezüglich ihrer hypnotischen Suggestibilität getestet. Für die nach Geschlecht unselegierte Gesamtstichprobe zeigten sich keine Korrelationen. Der Grund findet sich in den zwar schwachen aber doch negativen Korrelationen bei den Männern, welche die positiven Korrelationen der weiblichen Teilnehmer aufheben. Diese positiven Korrelationen der Frauen sind für den Gesamtwert der Intelligenz signifikant und für die Unterkategorie verbale Intelligenz sogar hochsignifikant, nicht aber für die Kategorie numerische und figurale Intelligenz. Frauen verfügen offenbar über eine bessere Fähigkeit, verbal vermittelte semantische Inhalte imaginativ zu verarbeiten. Sie verfügen – zumindest in der Adoleszenz – wohl aber auch über eine höhere aufgabenbezogene Motivation (task motivation) als Männer, was eine sozio-kognitive Interpretation der Ergebnisse nahelegt. Vermutungen über das fast ein viertel Jahrhundert andauernde Moratorium zu diesem Thema werden angestellt.
Schlüsselwörter: hypnotische Suggestibilität, Intelligenz, IQ, Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Burkhard Peter und Charlotte Lenhard
Hat die Psychoanalyse die Hypnose verdrängt? Eine quantitative Untersuchung anhand der Publikationsraten 1884 bis 1969.
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 211-232
Um die Hypothese zu testen, dass die Psychoanalyse zu einem Niedergang der Hypnose geführt habe, wurden die Publikationsraten von Hypnose und Psychoanalyse für die Zeit von 1890 bis 1969 zueinander in Beziehung gesetzt. Zwei Bibliographien wurden benutzt: Die von Dietrich Langen (1974) herausgegebene „Bibliographie der Hypnose 1890 – 1969“ mit insgesamt 3422 deutschsprachigen Einträgen und der „Index of Psychoanalytic Writings“ von Alexander Grinstein (1956-1975), aus dem 1446 deutsche Einträge für die Zeit von 1900 bis 1969 gesichtet wurden. Eine insgesamt positive Korrelation von r=.471 zeigt, dass die oben erwähnte Hypothese nicht zutreffend sein kann. Bei genauerer Betrachtung zeigen die Kurven der Publikationsraten jedoch drei unterscheidbare Perioden, für die unterschiedliche Korrelationen berechnet werden können. Die Ergebnisse zeigen (1) eine signifikante negative Korrelation von r=-.592 für 1900-1913, welche durch zwei (nicht notwendigerweise kausal verbundene) Ereignisse erklärt werden kann: Den Niedergang der Hypnose seit 1888 und dernAnstieg der Psychoanalyse seit 1908; (2) eine hochsignifikante positive Korrelation von r=.772 für 1914-1945, die darauf zurückgeführt werden kann, dass während und gegen Ende des Ersten Weltkrieges sowohl Hypnose wie Psychoanalyse gleichermaßen zur Behandlung von „Kriegsneurosen“ eingesetzt wurden und dass etwa um die Weltwirtschaftskrise 1929 die Publikationsraten beider Verfahren rapide absanken bis zu einem absoluten Nullpunkt Ende des Zweiten Weltkrieges; (3) eine nicht-signifikante Korrelation von r=.392 für die Nachkriegszeit 1946-1969. Die verschiedenen Korrelationen werden nicht nur in Bezug auf Veränderungen innerhalb des Feldes der Psychotherapie interpretiert, sondern es werden auch die sozio-ökonomischen und politischen Kontextbedingungen dieser Zeitspanne mit berücksichtigt.
Schlüsselwörter: Hypnose, Psychoanalyse, Publikationsraten, Weltkriege
Hansjörg Ebell
„Resonanz“. Bei langjährig chronifizierten Schmerzen braucht es einen Wechsel der Perspektive - Ein Fallbericht
Hypnose-ZHH 2016, 11 (1+2), 233-245
Herr K. (64 Jahre) hat über 10 Jahre versucht, seine Schmerzen zu „bekämpfen“ (Vermeidungsziel). Dies hat ihn immer tiefer in eine Chronifizierungsspirale von Schmerz, Resignation und Depression geführt: Trotz hoch dosierter Medikamente wurden seine Schmerzen zum leidvoll erlebten Lebensmittelpunkt. Ein Wechsel der Perspektive auf mögliche Lösungen und eine enge Kooperation der „Experten“ – Herr K. als Experte für seine Erfahrungen (Kranksein) und der Autor als Experte für chronische Schmerzen (Krankheit) – haben einen komplexen Prozess erfolgreichen Umlernens ermöglicht. Selbstwirksamkeitserfahrungen des Patienten (Annäherungsziele) waren dafür wesentlich. Über gut 2 Jahre, mit 35 Therapiestunden (z.T. gemeinsam mit Frau K.), gelingt die entscheidende Wende im Kontext eines systemischen Gesamt-Therapiekonzepts. "Intersubjektive Resonanz“ hat Möglichkeitsräume geschaffen, die mittels „Therapeutischer Kommunikation“ so gestaltet wurden, dass ein Wechsel der Perspektive weg vom Schmerz und hin zu mehr Lebensqualität gelang.
Schlüsselwörter: Resonanz, chronische Schmerzen, therapeutische Kommunikation, Ressourcen, Selbstwirksamkeit, Lösungsorientierung, “Resonance Based Medicine”