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Band 9, (2014) – Festschrift für Dirk Revenstorf

Doppelheft 1 + 2, Oktober 2014, 272 Seiten

der Zeitschrift Hypnose – Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie (Hypnose-ZHH)

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Inhaltsangabe

  • Angelika A. Schlarb
    Wenn die Beine schlafen können: Eine Fallvignette über die Behandlung des Restless-legs-Syndrom
  • J. Philip Zindel
    Die 3D-Methode und ihre Anwendungen
  • O. Berndt Scholz
    Das Unbewusste und die Posthypnose-Aufgabe (PHA) 1) 2)
  • Tanja Prade, Emilia Geiger und Burkhard Peter
    Persönlichkeitsstile und Studien- bzw. Berufswünsche jugendlicher Schüler und Schülerinnen, die sich für Hypnose interessieren
  • Björn Riegel und Janine Kredel
    Hypnose und Gesundheitsförderung - Eine Evaluation der Präferenz hypnotherapeutischer Ansätze in der Raucherentwöhnung, zur Gewichtsreduktion und zum Umgang mit Stress
  • Burkhard Peter, Christoph Piesbergen, Kristina Lucic, Melina Staudacher und Maria Hagl
    Zur Rolle der taktilen Unterstützung bei der Armlevitation
  • Vera U. Ludwig, Christine Stelzel, Harald Krutiak, Lena M. Paschke, Amadeus Magrabi, Rosa Steimke, Norbert Kathmann, Henrik Walter
    Die Effekte von posthypnotischen Suggestionen und Autosuggestionen auf die Bewertung ungesunder Lebensmittel: Eine Untersuchung mittels funktioneller Magnetresonanztomographie
  • Maria Hagl
    Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2013
  • Burkhard Peter und Alida Iost-Peter
    Der „Fall Wolfart“ oder das Problem mit dem magnetischen Rapport. Zur Entwicklung der therapeutischen Beziehung in den Anfängen der Psychotherapie
  • Reinhard Weber
    „In welche Geschichte gehört das?“ Oder: Wie lässt sich eine aus der Lebensgeschichte des Patienten begründete Auswahl von Zielen, Ressourcen und Lösungsansätzen in der Hypnotherapie finden?
  • Rosemarie Schuckall
    „Immer mehr Rückgrat gewinnen.“ Hypnotherapie im Rahmen der multimodalen Behandlung einer 14-Jährigen mit Skoliose
  • Hansjörg Ebell
    „Auf den letzten Drücker!“ - Versagensängste vor der Fahrprüfung

Abstracts

Angelika A. Schlarb

Wenn die Beine schlafen können: Eine Fallvignette über die Behandlung des Restless-legs-Syndrom

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 7-14

Das Restless-legs-Syndrom (RLS) mit den typischen Missempfindungen in den Beinen so­wie dem Bewegungsdrang kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Die Symptomatik bewirkt meist eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität, da viele Tätigkeiten von den Betroffenen nicht mehr durchgeführt werden können. Das Vorgehen bei der Behandlung orientiert sich meist an den medikamentösen Möglichkeiten. Folgende Fallvignette stellt ein hypnotherapeutisches Vorgehen bei einer chronifizierten RLS Symptomatik vor. Die Symptomatik hat sich nach dieser Vorgehensweise klinisch bedeutsam verringert, so dass viele Alltagstätigkeiten wieder aufgenommen werden konnten. Dies führte zu einer deutlichen Zunahme der Lebensqualität und Funktionsfähigkeit.

Schlüsselwörter: RLS, Methaphernkonstruktion, Fallvignette, Hypnotherapie

 

J. Philip Zindel

Die 3D-Methode und ihre Anwendungen

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 15-30

Die 3D-Methode ist eine äußerst einfache hypnotische Technik, die sehr mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten bietet. Im Wesentlichen werden dem Patienten sechs Fragen gestellt: was er sich rechts und links neben sich, hinter sich, unten, oben, und vor sich wünscht. Es werden dadurch mehrere unterschiedliche Ressourcen gleichzeitig aktiviert. Die sechs Wünsche bilden um den Patienten herum einen hypnotischen Ressourcenraum, den er auf vielfältige Weise für sich nutzen kann.

Schlüsselwörter: Hypnotische Induktion, Hypnotherapie, dreidimensionales Raumerleben, Selbsthypnose, multiple Ressourcen, paradoxer Ressourcenraum


O. Berndt Scholz

Das Unbewusste und die Posthypnose-Aufgabe (PHA)

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 31-43

Theoretischer Hintergrund: Ein in der modernen Gedächtnispsychologie entwickeltes Ver­fahren zur quantitativen Bestimmung des impliziten (unbewussten) Anteils von Suggestionen, die erst nach der Hypnose wirken sollen, wird anhand einer klinisch-experimentellen Studie dargestellt. Fragestellung: Wie groß ist der Stellenwert impliziter Gedächtnisspuren einer klinisch relevanten Hypnosebehandlung bei Patienten mit Prüfungsangst und wie stabil ist diese Gedächtnisspanne während einer und zwei Wochen, nachdem die PHA appliziert worden war? Methodik: 20 Patn mit weit überdurchschnittlicher Prüfungsangst erhielten 3 Therapiesitzungen. Die Hypnose wurde als CD appliziert und fünfmal gehört. Der Therapieerfolg wurde mit dem TAI-G gemessen. Eine bzw. zwei Wochen nach Abgabe der CD unterzogen sich die Patn dem Deese-Roedinger-McDermott-(DRM) Paradigma. Ergebnisse: Die Therapie war erfolgreich sowohl nach einer als auch nach 2 Wochen. Die DRM-Parameter sprechen für eine be­acht­liche Mitwirkung impliziter Gedächtnisresiduen nach einer Woche, die nach 2 Wochen immer noch nachweisbar ist. Diskussion: Verbesserungen des DRM-Paradigmas werden ge­nannt. Auf optimale Suggestionen der PHA wird eingegangen.

Schlüsselwörter: Post-Hypnose Aufgabe, posthypnotische Suggestion, implizite Informat­ions­verarbeitung


Tanja Prade, Emilia Geiger und Burkhard Peter

Persönlichkeitsstile und Studien- bzw. Berufswünsche jugendlicher Schüler und Schülerinnen, die sich für Hypnose interessieren

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 45-67

Studien- und Berufswünsche junger Menschen können von verschiedensten Faktoren ge­prägt sein. Spielen dabei aber auch Persönlichkeitsstile eine Rolle? Die Studien- und Berufswünsche von 91 Gymnasiast/innen und 8 Realschüler/innen im Alter von 15 bis 19 Jahren bei ausgeglichenem Geschlechterverhältnis wurden erfragt und in Beziehung gesetzt zu den Persönlichkeitsstilen dieser Probanden. Aus den Antworten ließen sich 2 Hauptkategorien bilden: Mehr als ein Viertel zeigten den Wunsch nach einem sozialen Beruf, knapp 40 Prozent gaben eine mathematische/naturwissenschaftliche/wirtschaftliche Ausrichtung an. Diese beiden Hauptgruppen unterschieden sich signifikant voneinander insofern als die Vertreter des „sozialen“ Viertels sich durch einen eher „ahnungsvollen“ Persönlichkeitsstil auszeichnen, sich also nicht durch Logik allein leiten lassen sondern auch dem Gefühl und der Intuition trauen; und sie sind eher zurückhaltend und selbstkritisch sowie loyal und hilfsbereit mit Empathie und sozialem Engagement. Doppelt so viele Frauen wie Männer gaben einen sozialen Studien- bzw. Berufswunsch an. Die Ergebnisse werden zunächst im Lichte der seit 200 Jahren bestehenden „Geschlechtscharaktere“ interpretiert. Weil sich die Schüler jedoch in erster Linie auf ein Hypnoseexperiment hin gemeldet hatten, werden auch Vermutungen über Selbstselektionsfaktoren angestellt und ein „hypnophiler“ Persönlichkeitsstil postuliert.

Schlüsselwörter: Studienwunsch, Berufswunsch, Persönlichkeitsstil, Gymnasiasten, soziale Ausrichtung, Gender, Geschlechtscharaktere, hypnophiler Persönlichkeitsstil


Björn Riegel und Janine Kredel

Hypnose und Gesundheitsförderung - Eine Evaluation der Präferenz hypnotherapeutischer Ansätze in der Raucherentwöhnung, zur Gewichtsreduktion und zum Umgang mit Stress

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 69-81

Es wurde das Interesse an hypnotherapeutischen Methoden zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens in drei relevanten Bereichen an einer studentischen Stichprobe (n = 183) erfasst. In den drei Subgruppen zur Raucherentwöhnung, Stresslinderung und Gewichtsreduktion wurde zudem die Einstellung zur Hypnose mit dem HypnoS erhoben. Die Teilnehmer waren sich wäh­rend der Befragung nicht bewusst, dass Hypnose als Behandlungsform untersucht wird und konnten unter einer Vielzahl verschiedener Behandlungsalternativen wählen. Es zeigte sich, dass Hypnose in der Raucherentwöhnung aus Sicht der Betroffenen das Mittel der Wahl ist, während sie zur Stressreduktion nur als eine von mehreren Entspannungsformen wahrgenommen wird. Zur Gewichtsreduktion wird Hypnose dagegen kaum in Betracht gezogen. Die positive Einstellung zu Hypnose ist in dieser Stichprobe ein wichtiger Faktor für die Wahl einer hypnotherapeutischen Behandlung.

Schlüsselwörter: Hypnotherapie, Einstellung zu Hypnose, HypnoS – Gesundheitsverhalten, Prävention


Burkhard Peter, Christoph Piesbergen, Kristina Lucic, Melina Staudacher und Maria Hagl

Zur Rolle der taktilen Unterstützung bei der Armlevitation

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 83-116

30 Vpn wurden in drei nacheinander folgenden Durchgän­gen daraufhin getestet, ob sie nach einer Hypnoseinduktion eine Armlevitation völlig selbständig realisieren können oder ob sie taktile Unterstützung benötigen. Im vierten Kontrolldurchgang sollten sie ihren Arm willkürlich heben. Gut die Hälfte der Vpn benötigte keinerlei taktile Unterstützung, die restlichen – bis auf 2 – konnten nach kurzer taktiler Unterstützung die Armlevitation ebenfalls selbstständig realisieren. Jene ohne taktile Unterstützung gingen schneller in hypnotische Trance, schätzten diese tiefer ein und erlebten dabei mehr Unwillkürlichkeit; die Werte ihrer elektrodermalen Aktivität (EDA) waren höher als die jener Vpn, die manchmal oder immer taktile Unterstützung benötigten. Die höhere EDA wird als größere physiologische Aktivierung gedeutet, welche für hypnotische Armlevitation in einer Art „Achtsamkeitshypnose“ nötig ist im Gegensatz zu einer reinen Entspannungshypnose. Erwartungs- und Lerneffekte werden für Verlaufsunterschiede verantwortlich gemacht und auf die Möglichkeit einer speziellen propriozeptiv-kinästhetischen Fertigkeit wird hin­gewiesen, ebenso auf die grundsätzliche Notwendigkeit der Co-Kreation von Suggestionen. Die von Erickson eingeführte Technik der Armlevitation erweist sich in sehr vielen Fällen als ein gut anwendbares, eindrucksvolles Hypnoseritual.

Schlüsselwörter: Hypnose, Armlevitation, Ideomotorik, taktile Unterstützung, Trancetiefe, Unwillkürlichkeit, elektrodermale Aktivität (EDA), Milton H. Erickson


Vera U. Ludwig, Christine Stelzel, Harald Krutiak, Lena M. Paschke, Amadeus Magrabi, Rosa Steimke, Norbert Kathmann, Henrik Walter

Die Effekte von posthypnotischen Suggestionen und Autosuggestionen auf die Bewertung ungesunder Lebensmittel: Eine Untersuchung mittels funktioneller Magnetresonanztomographie

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 117-146

In früheren funktionellen Bildgebungsstudien wurde bereits gezeigt, dass sich Hypnose auf Prozesse der Wahrnehmung, der Motorik und des Gedächtnisses auswirken kann. Bisher hat jedoch noch keine Studie unter Verwendung funktioneller Bildgebung untersucht, ob Hypnose auch die Belohnungsverarbeitung und Entscheidungsfindung beeinflussen kann. In der vorliegenden Studie haben wir untersucht, ob posthypnotische Suggestionen die Attraktivität ungesunder Lebensmittel verringern kann und ob dies wirksamer ist, als die Attraktivität durch eige­ne Anstrengung mittels Autosuggestion zu vermindern. Hierzu wurden 16 Teilnehmer hypnotisiert und 16 weitere benutzten Autosuggestion mit dem Ziel, einen farbigen Hinweisreiz (einen „Anker“; blau oder grün) mit Ekel in Bezug auf bestimmte Snacks (süß oder salzig) zu verknüpfen. Danach gaben die Teilnehmer während einer Messung mittels funktioneller Mag­net­resonanz-Tomographie (fMRT) Gebote auf Snacks ab, die auf einem blauen oder grünen Hintergrund gezeigt wurden. Sowohl Hypnose als auch Autosuggestion führten zu einer Abwertung (d.h. Reduzierung der Attraktivität) der Snacks. Dies zeigte sich in den Entscheidungen der Probanden, im Selbstbericht und in einem verminderten blood-oxygen-level-dependent (BOLD) Signal im ventromedialen präfrontalen Cortex (vmPFC), einer Region, von der man annimmt, dass sie den subjektiven Wert von Objekten repräsentiert. Unterschiedliche vmPFC Subregionen reagierten auf den Anker und die Snacksorte. Der Anker hatte stärkere Auswirkungen auf den vmPFC nach der Hypnose als nach der Autosuggestion, was darauf hinweisen könnte, dass Hypnose wirksamer ist als Autosuggestion. Ähnlich wie in früheren Studien war der Precuneus an den hypnotischen Effekten beteiligt, indem dieser während der Anker-Präsentation kodierte, ob ein Snack süß oder salzig war. Unsere Ergebnisse zeigen, dass posthypnotische Suggestionen Bewertungsprozesse und die Entscheidungsfindung beeinflussen können.

Schlüsselwörter: Entscheidungsfindung, Hypnose, Autosuggestion, Selbstkontrolle, Ge­hirn­forschung, fMRT, ventromedialer präfrontaler Cortex, Precuneus


Maria Hagl

Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2013

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 147-167

Im Auftrag der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose erfolgte eine systematische Literatursuche zu im Jahr 2013 publizierten randomisierten kontrollierten Studien (randomized controlled trials; RCTs), die sich mit der Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie befassen. Es werden 15 RCTs vorgestellt, von denen sich alle außer drei auf medizinische Indikationen bezogen. Dabei handelte es sich in fünf Fällen um gynäkologische Indikationen und weitere fünf befassten sich mit Magen-Darm-Beschwerden. Hinsichtlich der Interventionsdosis handelte es sich meist um kurze Trainings zur Selbsthypnose, unterstützt durch Audio-CDs zum Üben zu Hause. Auch in den nicht-gynäkologischen Studien war der Frauenanteil insgesamt höher. Die Qualität der Darstellung war in den meisten Studien ausreichend, um die Methodik und damit die Relevanz der Ergebnisse beurteilen zu können. In zukünftigen Studien sollten potentielle Moderatorvariablen stärker berücksichtigt werden, ebenso sollte der Wirkanteil des Übens zu Hause erfasst werden.

Schlüsselwörter: Hypnose, Hypnotherapie, Wirksamkeit, Psychotherapieforschung, randomisierte kontrollierte Studien, RCT.


Burkhard Peter und Alida Iost-Peter

Der „Fall Wolfart“ oder das Problem mit dem magnetischen Rapport. Zur Entwicklung der therapeutischen Beziehung in den Anfängen der Psychotherapie

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 169-207

Die therapeutische Beziehung wird in der Psychotherapie als wichtiger Wirkfaktor angesehen. Diese Sichtweise hat sich allerdings erst relativ spät entwickelt. In Mesmers animalischem Magnetismus wurde die psychische Komponente dieser Beziehung noch völlig ignoriert. Zwei Bücher aus den Jahren 1821 und 1822 schildern konträre Sichtweisen eines Skandals in Berlin um einen mutmaßlichen sexuellen Missbrauch im Zusammenhang mit dem animalischen Magnetismus. Anhand dieses „Falles Wolfart“ werden verschiedene Rahmenbedingungen geschildert, die zeigen, wie schwer sich die Psychotherapie in ihrer Anfangszeit tat, ihren Gegenstand allgemein sowie den Faktor der Beziehung im Besonderen zu definieren. Dargestellt werden psychopathologische, soziokulturelle, politische, wissenschaftliche und berufspolitische Aspekte. Die dem orthodoxen Mesmerismus inhärenten Probleme beim physikalisch verstandenen Rapport konnten nur dadurch gelöst werden, dass im Verlauf des romantischen Somnambulismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein neues psychologisches Verständnis gefunden wurde, welches der psychischen Dimension des magnetischen Rapports bzw. der therapeutischen Beziehung überhaupt erst einen Stellenwert einräumte.

Schlüsselwörter: Wolfart, Mesmerismus, Rapport, therapeutische Beziehung, sexueller Missbrauch


Reinhard Weber

In welche Geschichte gehört das?“ Oder: Wie lässt sich eine aus der Lebensgeschichte des Patienten begründete Auswahl von Zielen, Ressourcen und Lösungsansätzen in der Hypnotherapie finden?

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 209-221

Der Artikel geht von der Beobachtung aus, dass Patienten ein Problemmuster auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig erleben und in ihren Interaktionen mit sich selbst und anderen inszenieren. Solche Ebenen sind z. B. die Gegenwartsfamilie, die Ursprungsfamilie, die eigene Kör­perebene oder auch die Ebene des Umgangs mit dem Therapeuten. Auch wenn der Patient Probleme nur auf einer einzigen Konfliktebene berichtet, sind unbewusst dieselben Kon­flikt­muster auf den anderen Ebenen anzutreffen. Dadurch ist jede Problemgeschichte immer auch eine metaphorische Geschichte über Konflikte und Lösungsversuche auf den anderen Ebenen. In einer Therapie ist es hilfreich, solche Probleme zu bearbeiten, die sich als wiederkehrende Muster auf den verschiedenen Ebenen zeigen. In einem zweiten Schritt sollten Ziele, Res­sour­cen und Lösungsmöglichkeiten dann so gewählt werden, dass der Patient sie auf möglichst vielen Ebenen gleichzeitig anwenden könnte. Das psychologische Lebensalter des Patienten im Problemzustand ist hierbei besonders zu berücksichtigen. Dieses Vorgehen bietet Kriterien, durch die die Auswahl möglicher Interventionen aus der individuellen Lebensgeschichte des Patienten begründet werden kann. Die Therapie wird dadurch effektiver. Die vorgestellten Ideen eignen sich sowohl für die Therapieplanung als auch für die Supervision.

Schlüsselwörter: Mehr-Ebenen-Kommunikation, Supervision, Hypnotherapie, psychologisches Lebensalter, metaphorische Kommunikation, Therapieplanung.


Rosemarie Schuckall

Immer mehr Rückgrat gewinnen.“ Hypnotherapie im Rahmen der multimodalen Behandlung einer 14-Jährigen mit Skoliose

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 223-229

Die beginnende Pubertät bewirkt bei Sandra, einer 14-jährigen Gymnasiastin, die an einer schweren verformenden Skoliose der Brustwirbelsäule leidet, einen sich verstärkenden depressiven Rückzug; sie verstummt. Auch schulisch wird eine auffällige Abwärtsbewegung bemerkt. Zunächst wird durch eine kunsttherapeutische, systemische und tiefenpsychologische Herangehensweise eine Annäherung an die sehr verschlossene und spröde Jugendliche gesucht und ermöglicht. Ein ausschließlich dialogisch entwickelter hypnotherapeutischer Gesprächsstil erlaubt immer weitergreifende, positive Entwicklungen. Die Patientin wird mit Hilfe dieser strikt dialogischen Hypnotherapie auf die Korrekturoperation der Skoliose vorbereitet. Ihre Ängste können damit überwunden werden. Der chirurgische Eingriff und die Nachbehandlung verlaufen erstaunlich erfolgreich. Das Besondere unseres Dialoges speist sich aus der therapeutischen Haltung, die die Veränderungsbilder und -vorstellungen der Patientin stets als Richtlinie wahrnimmt und als geprüften Auftrag zu Grunde legt. In der Zusammenarbeit mit dem Ziel der Heilung entstand somit ein gleichgewichtiger Austausch, der die formale Passivität in den Trancesitzungen (im Liegen) aufhob.

Schlüsselwörter: Hypnotherapie, Angststörung, Familientherapie, progrediente thorakale Skoliose


Hansjörg Ebell

Auf den letzten Drücker!“ - Versagensängste vor der Fahrprüfung

Hypnose-ZHH 2014, 9 (1+2), 230-238

Ein 19-jähriger Lehrling (KFZ-Werkstatt) braucht unbedingt seinen Führerschein. Nachdem er bei der praktischen Fahrprüfung durchgefallen ist, nimmt er längere Zeit Tavor wegen starker Ängste. Dies verhindert nicht, dass er die Prüfung noch zweimal nicht besteht. Über die Metapher eines persönlichen Drehzahlmessers und in Hypnose bereitet er sich auf die entscheidende Prüfung vor, die er besteht.

Schlüsselwörter: Prüfungsangst, Hypnose